Freitag, 19. August 2011

SEXUALITÄT

SEXUALITÄT

EINHEIT ZUR VEREINZELUNG
Die Kirchenväter haben das weibliche Geschlechtsorgan als Höllentor bezeichnet. Sie haben jedoch versäumt, anzugeben, auf welcher Seite sich denn die Hölle befinde... Ich bin zutiefst empört über diese Gesellschaft, wo nur die Starken lieben. "Das ist in der Natur auch nicht anders.", kann man zwar entgegnen, doch der bewusste Mensch sollte das Chaos überwinden durch Kultur. In einer Gesellschaft, wo man keinen gemeinsamen Nenner mehr hat und reizübersättigt nichts Tiefes mehr empfinden kann, teilen viele Paare das Intimste miteinander und begegnen sich trotzdem nicht. Das Liebeswerben wird durch Materielles getrübt (Wieso gibt es 30-jährige, die nie eine Beziehung hatten? Natürlich weil sie einen schlechten Charakter haben!) Geleitet vom ersten Zwang eines reproduzierbaren Körpers (Fortpflanzung) entsteht grosse sexuelle Anziehung, die oft mit Liebe verwechselt wird. Sie 105 suchen nach Einheit und heiraten, um dann Nacht für Nacht im selben Bett schlafen, obwohl fast jeder tantrische Führer Gegenteiliges empfiehlt, zumal Begegnungen bewusst geschehen müssten. Und kaum haben sie die vermeintliche Einheit, pflanzen sich fort, sobald sie sie gefunden haben. Suchen wir jedoch weiter, sterben wir ebenfalls einsam. Was ist das für eine Gesellschaft, wo jede Suche nach Einheit zur Vereinzelung führt?
ARBEITERSEXUALITÄT
Eine falsche Sexualität grassiert, die unsere brutale Wirtschaftsordnung widerspiegelt: Angefangen bei den Highheels, ein Machtsymbol wie Wolkenkratzer etwa, über den Rasurwahn, der dazu dient, insensibel zu machen, bis hin zur deformierten sogenannten Arbeitersexualität - man hat statistisch herausgefunden, dass die Monotonie des kapitalistischen Produktionsprozesses auf das Liebesleben in der Unterschicht abfärbt. Dabei läge die Weisheit so nah: Wenn ich sehe, wie Schnecken sich vereinigen - die grösste Weisheit im kleinsten Tier! Obschon sie vor mir kriechen habe ich auf eine Art Respekt vor ihnen. Erst recht durch die Beobachtung von Hirschen und Schildkröten konnten die Taoisten profitieren, einige wenige erreichten sogar Unsterblichkeit. Weshalb befruchten sich die Schnecken übrigens nicht gleich selbst, wo sie doch weiblich und männlich zugleich sind? Es geht um Vermischung: Die Gesamtseele, die einst getrennt wurde, will sich wieder zusammensetzen (Auch jede Frau hat laut C.G. Jung einen inneren Mann (Animus) und jeder Mann eine innere Frau (Anima)) Darum ist das ganze so unheimlich wichtig auf dem Weg zu einer ganzen Gesellschaft.
DIE LÜGEN WESTLICHER SEXUALPÄDAGOGIK
- Der weibliche Orgasmus habe 4 oder 5 Stufen (damit fängt es im Taoismus erst an...)
- Orgasmus und Ejakulation seien untrennbar
- Sexuelle Spannung müsse möglichst sofort abgebaut werden
- Bei Sex gehe um Reibung
- Die Sexualität der Frau wird vermännlicht (weibliche "Prostata", weibliche "Ejakulation")
- Der männliche Körper sei simpler als der weibliche.
Westliche Wissenschaftler ziehen das geistige Wesen der Menschheit in den Dreck oder verleugnen es gleich ganz.. Wir sind LEBENDE GEISTIGE WESEN! Sie wollen uns auf blosse Körper reduzieren, mit einem Gehirn, das sich einbildet, bewusst zu sein, dabei schwimmt es in Propaganda. Es ist sexuell-spirituell sehr viel mehr möglich als gemeinhin angenommen, aber diese Lügen werden dennoch verbreitet, um zu verhindern, dass die Menschheit sich selbst erkennt. Ein Mann, der zweimal täglich ejakuliert, hat 106 einen ganz anderen Zeithorizont, eine ganz andere Aufmerksamkeitsspanne als einer, der die Spannung und Energie halten kann, und damit die Lügenzusammenhänge unserer Zeit durchschaut. Das Fehldenken, dass alles nur 10 Minuten dauern soll, kann man sich leicht erklären: Bewusstes Erleben, ja Genuss überhaupt, ist ein Tabu, zumal möglichst schnell möglichst viel konsumiert werden soll. Es wird "Lust" und "Leidenschaft" als etwas Erstrebenswertes angepriesen, dabei geht es in den weiterentwickelten Techniken genau darum, diese zu verhindern. Unsere Sexualität ist zum Teil durch US-amerikanische Filme geprägt, und in den USA ist praktisch jeder beschnitten (unter dem Vorwand der Hygiene), was einen Verkehr mit regelrechten Stössen nötig macht. Es geht ihnen darum, auch noch die Betten zu Schlachtfeldern zu machen. Die Beschneidung ist eine Geste der Unterwerfung vor dem ursprünglich kriegerisch-imperialistischen Gott Jahwe. Männern, die auf diese Art entmantelt und nackt sind, sind entschärft. Für die höhere Macht (was auch immer das in der Praxis für eine Macht sein mag...) sind sie nachher leichter zu durchschauen als Unbeschnittene, denn sie können ihre Sexualität (und damit ihre Wünsche, Träume, Hoffnungen, Ziele, Absichten) weniger gut verstecken, zumal sie mit ihrem intimsten Körperfleck stets näher am Alltagsgeschehen sind, ja er reibt sich rund um die Uhr am Stoff, in dem sie sich durch die Welt bewegen. Gewissermassen können sie leichter gleichgerichtet werden, schon ihr Gang ist immer derselbe. Der Schweizer Simon-Auguste Tissot empfahl die Beschneidung von Jungen und Mädchen gegen „jugendliche Rebellion“. Durch den Commonwealth verbreitete sich dieser Unbrauch in den anglophonen oder von Engländern kolonialisierten Gegenden. In Europa setzte die Beschneidung sich aber nie durch, stattdessen praktizierte man Infibulation, d.h. die Geschlechtsorgane wurden zugenäht (Eine Praxis, von der wir heute in Europa aber längst wieder weggekommen sind.) Das Diktat läuft auf die wütende Jagd geradewegs zum erstmöglichen Orgasmus heraus. Auch in den Betten soll immer etwas hinterhergerannt werden. Dabei rennt man schon im Alltag dem Geld hinterher, weshalb sollte man auch noch im Bett dieser teuflischen Sekundenlust nachrennen? Wir ziehen uns zusammen, nur um uns gleich wieder auszudehnen, wie ein Einzeller. Oder wie der Junge in dem Witz, der sich auf den Daumen schlägt, weil er immer so grossen Gefallen am Nachlassen des Schmerzes findet. 107 Es ist stattdessen gut, durch Energiekultivierung den Trieb beherrschen zu lernen (Hierzu sind taoistische Energie-Übungen ein unbezahlbar wertvolles Werkzeug), denn wenn Du den Trieb nicht beherrschst, beherrscht er dich. "TREUE" Monoandrie herrscht: Das macht die Frauen selten, darum klammert man, wenn man eine hat, was sie noch seltener macht und die Lage der Männer noch mehr verschärft. Sogar im Mittelalter war die Ehe in der Praxis weniger streng gehandhabt als heute. Mit dem Begriff der Treue wird viel Missbrauch betrieben. Man versteht darunter, die Verpflichtung zu einem einzigen Mann bzw. einer einzigen Frau. Was aber ist ein Treuebruch wirklich? Wenn ich mit dem Mann X lebe, nebenbei aber noch einen Mann Y zu treffen anfangen, sehe ich nicht ein, weshalb ich dadurch dem Mann X untreuer sein sollte als vorher. Es scheint hier nur ein Entweder-oder zu geben, kein Sowohl-als-auch.
KOMPLIZIERTE UND UNKOMPLIZIERTE KÖRPER?
Statt sie zu vereinen, werden heute Geschlechterunterschiede betont. Als unnahbar bleiben müssendes Sexualobjekt und Werbemotiv wird einseitig der weibliche Körper vergöttert. Es bestünden angeblich grosse Unterschiede zwischen beider Geschlechter Körper. Der Weibliche sei um Welten komplizierter. Die Wahrheit ist: Darunter haben letztlich beide Geschlechter dieselben Sensoren, einfach andersherum gepolt. Der Energiekreislauf im Blut geht vom sendenden weiblichen Herz zum empfangenden männlichen Herz. Und von dort aus zum sendenden männlichen Geschlechtsorgan, von wo aus er zum empfangenden weiblichen Geschlechtsorgan weiterfliesst. Die ganzen Probleme kommen daher, dass man mehr auf die Herzenergie hören sollte. Vieles ergibt sich von selbst. Wozu also die Schauspielerei? Geht es denn nicht um eine Auflösung und um ein Einswerden? Wenn es dem Mädchen gelingt, kühner zu werden, und dem Jungen, scheuer, nähern sich beide dem Punkt, an dem sie ihre Grenzen überschreiten und in entgegengesetzer Richtung aneinander vorbeigehen, bis sie schliesslich ins Grenzenlose gelangt sind, bis hin zu einem Punkt, wo man nicht mehr mit einem Mann im Bett liegt, sondern mit allen, weil der bestimmte Mann zum Archetyp wird. Die Ebene des Habens muss in der Liebe transzendiert werden, der andere darf nicht mehr Objekt sein (Er), sondern ein im Dialog erfahrbares Gegenüber (Du). Laut Gabriel Marcel ist Gott das absolute Du.
KAREZZA
In der Liebe geht es also um dies, um Wärme und Magnetismus - und nicht um Reibung!! Eine damals in der Lebensreformbewegung verbreitete Liebestechnik namens Karezza trägt dieser Tatsache Rechnung, und verzichtet weitgehend auf Bewegung. Leider ist Karezza wenig bekannt, und so lieben heute fast alle Paare auf der Welt falsch, die Männer missbrauchen ihre Frauen als "sexuelle Spucknäpfe" (Sehr profanisierte Sexualität, um Spannungen abzubauen, als Aggressionsventil usw.). Darum wird den göttlichen weiblichen Energien nie richtig Rechnung getragen. Unbefriedigte Frauen äussern sich durch Emotionen, dieser Dämon der Emotion bestraft dann den Mann am nächsten Tag. Karezza stabilisiert schon rein hormonell gesehen die Beziehung, denn es verhindert die Ausschüttung von Prolatktin und Oxytocin, die ansonsten jene Achterbahn im Gemüt anstossen, die regulär Liebende sich voneinander zurückziehen lässt. Es geht darum, den Lustkrampf zu vermeiden, ohne den eine viel entspanntere Begegnung gelingen kann, die auf Dauer um ein Vielfaches tiefer und beglückender ist. Für den Introvertierten sind diese trockenen Techniken auch in anderer Hinsicht eine grosse Befriedigung: Hier zahlt es sich endlich einmal aus, etwas innen zu halten, wende deinen Blick nach Innen!
LETZTER ZWECK ODER MITTEL ZUM ZWECK?
Wenn man bedenkt, dass der hypnotische, auf Körperströme angewiesene Magnetismus das Wichtigste ist, sind Kondome die denkbar ungünstigste Verhütungsmethode, denn sie isolieren. Trotzdem werden Kondome in unserer Kultur unbedenklich als effizientes, fast vollkommen einbussenloses Mittel propagiert, da sie ja "gefühlsecht" seien (Sofern man unter Gefühl Reibung versteht..) verheerenderweise suggerieren Kondome mit ihrem Reservoir, dass es beim Akt zu einer Ejakulation komme, als wäre dies das Normalste von der Welt. Die Industrie müsste schon längst mit der Entwicklung leitfähiger Alternativen beginnen, aber die Nachfrage ist zu gering. Die grösste Ekstase erlangt der Tantriker ohne Ejakulation, ohne Orgasmus, ja sogar ohne Erektion, indem er einfach die Energien leitet. Der unterschätzte, weil zu bescheidene, spirituelle Führer Barry Long, empfiehlt das schlaffe Einführen, und lässt die Geschlechtsorgane "miteinander sprechen". Und Barbara Carrellas kommt sogar nur mit blossen Gedanken aus, und kann die Kleider auf dem Leib behalten. Es gibt Personen, die wie Bonobos Sex als Mittel zum Zweck sehen, als sozialer Kitt und bargeldlose Zahlungsmöglichkeit. Andere wie ich betrachten Sex als den letzten Zweck an sich. Es ist eine persönliche Einstellungssache. Wir sind immerhin bereits das einzige Säugetier, das von Angesicht zu Angesicht verkehrt. Aber die Entwicklung muss noch weitergehen!
"FREIE LIEBE"
Wir haben aufgezeigt, dass die "Freiheit" des Neoliberalismus eigentlich im genauen Gegenteil resultiert. Ähnlich verhält es sich mit der in den 60er Jahren lancierten "freie Liebe" der Freimaurer. Die Möglichkeit, sich beliebige Partner auszusuchen führt erst recht dazu, dass die Trostpreise allein verbleiben, weil auch auf dem "Partnermarkt" knallharte marktwirtschaftliche Prinzipien gelten. Ich habe das Gefühl, wir sind schon so weit, dass wir einander nicht einmal mehr die immateriellen Dinge gönnen. Bald fangen sie wohl noch an, einander die Luft abzusaugen. An derartiger "Liebe" wächst also niemand. Besser wäre, es zu tun wie jene weisen Sexualmagier, die sich für ihre Orgien bewusst alte, hässliche und verkrüppelte Zeitgenossen aussuchten, denn es ist keine Kunst, ein Mannequin zu lieben, während man an solchen Vogelscheuchen seine Liebesfähigkeit richtig unter Beweis stellen und erhöhen kann. Die grobstoffliche Erscheinung eines Partners spielt keine Rolle. Oder kannst Du Dir die Form ihrer Yoni/seines Lingams aussuchen? In den meisten Fällen nicht, und Du kaufst somit sowieso die Katze im Sack. Weshalb sollte nun also noch die Form ihrer Nase eine Rolle spielen? Ausserdem ist jede Yoni schön, was eigentlich auch für Nasen zutrifft, bloss bekommen wir für Nasen den Massstab von der Werbung vorgelegt (Viele der Frauengesichter in der Werbung existieren übrigens gar nicht, sie sind aus den Gesichtern mehrerer Frauen zusammengeschnitten.) Dem Depressiven geht es nicht darum, jemanden ins Bett zu bringen, sondern darum, jemanden im Bett zu haben. Kann man Schönheit essen? Kann man mit Schönheit heizen? Der Depressive weiss, dass eh nur zählt, was im Dunkeln geschieht.
SADOMASOCHISMUS
Es kursieren Videos, auf denen mit Higheels kleine Tiere zertreten werden. Aber dieser sogenannte Crush-Fetisch, der dem schrittweisen Abtöten von Gefühlen dient, ist erst eine Metapher für das ganze Ausmass der kranken kapitalistischen Denkweise: Demütigen oder gedemütigt werden. Die Geheimbündler, die in ihren Initationen Demütigung erlebt haben, sind in Folge darauf angewiesen, andere Menschen demütigen zu können, sonst fallen sie in ihre Vergangenheit zurück, in der sie selber Opfer waren. Gewissermassen sind Freimaurer nichts anderes als ein internationaler Ring von Sadomasochisten. Der von einer Basler UBS-Filiale aus agierende "Tierkreis", gegründet als "Jagdgesellschaft", ist ein sadistischer Pädophilenring, der von der Staatsanwaltschaft gedeckt wird. Die Mitglieder des Tierkreises stammen aus besten Gesellschaftskreisen und sprechen einander mit Tiernamen an.
BELÄSTIGUNG
Dem Neoliberalismus liegt ein zutiefst narzisstisches Menschenbild zugrunde: Wannimmer der andere zu nahe kommt, fühlt man sich "belästigt", zu lange in die Augen schauen ist visuelle Vergewaltigung, die Ideologie der Toleranz bedeutet ihr exaktes Gegenteil: Ich toleriere deine Nähe nicht. Wir sollten das Ganze folgendermassen analysieren: „Toleranz für wen? Tolerant, um was zu tun?“ Es läuft auf folgendes heraus: „Ich toleriere deine Nähe nicht!“ Man sollte den anderen "tolerieren" und quasi von Innen heraus verstehen, aber darf ihm nicht zu nahe kommen. Ein Motto dieser moralisch korrumpierten Gesellschaft ist paradoxerweise folgendes: "Ein Feind ist jemand, dessen Geschichte Du noch nicht gehört hast." (Was ist mit Charles Manson?)
VERGEWALTIGUNG
Ein Mann, der jede Frau bekommen kann und allen anderen Männern die Freundin ausspannt, wird eines Tages merken, dass dasselbe auch ihm passieren könnte. Wie ein Velodieb, der ausnahmsweise einmal ein Velo gekauft, wird er das dickste Schloss montieren... So bringen die Grossfirmen Unfreiheit in die Gesellschaft. Aus Gier nach immer mehr und aus Futterneid. Studiere mal die Männer, die erfolgreich bei Frauen sind: Sie sind wie wandelnde Penisse ("Dickheads", wie man im Englischen sagt, siehe Dick Laurent in Lynchs "Lost Highway"), ihre Ausstrahlung und ihr Auftritt ist sexuell bis auf die Knochen, geradezu obszön („Jouissance“). Aber die Frauen fühlen sich nicht belästigt! Diese Typen (ohne schön sein zu müssen) schaffen es irgendwie, den rationalen Filter der Frauen zu umgehen. Es ist wie mit der Werbung: Cola kann hauswandgrosse Plakate aufmachen und niemanden störts, während der neueröffnete Saftladen, welcher ein paar Handzettel unter die Scheibenwischer legt, vor lauter Wut fast niedergebrannt wird. Diese Männer bekommen alles, was sie wollen, denn den Penis will niemand verletzten oder zurückweisen, das hat archaische Gründe, die bis zu den steinzeitlichen Peniskulten zurückreichen. Darum hat man Hemmungen, gegen Cola & Co. und ähnliche Machtsymbole vorzugehen, weil man irrational einen Verlust an Liebe und Fruchtbarkeit befürchtet. Es wird immer Gewalt und Vergewaltigung geben, solange wir ohne Bewusstsein in diesem irrationalen Denken leben.
SEX UND GELD
Perversion und Wirtschaft sind eng verbandelt: Geradezu symbolhaft erscheint es, dass der Kinderschänder Rene Osterwalder die Schweizer Bankomatensoftware erfunden hat, und dass der promiskuitive J.P. Love mit seinen stundenlangen Stehwettbewerben nicht nur die Folter verhöhnt, sondern sogar einst selber Börsenhändler war. Das Gehirn reagiert längst auf Geld gleich wie auf Sex, nämlich durch die Ausstossung von Glückshormonen durch den Nucleus Accumbens. Laut Max Weber handelt es sich beim Kapitalismus um eine Substitution für verdrängte sexuelle Wünsche. Der heutige Wohlfühl-Kapitalismus ist wie ein bunter Flipperkasten – aber mit einem ganz dunkeln Senkloch... Stell Dir ein Kind vor, das einen CEO ausfragt, weshalb er immer mehr Wachstum will:
Wir brauchen mehr Umsatz!
 Warum?
 Wir brauchen eine höhere Rendite!
 Warum?
 Wir brauchen mehr Geld für Investitionen!
 Warum?
 Wir brauchen grössere Märkte!
 Warum?
 Wir brauchen mehr Geld!
 Warum?
 usw.
Es gibt ein Optimum für alles. Wieso also immer mehr Wachstum? Gibt es etwa mehr Bewusstsein auf der Welt, wenn es mehr Wachstum gibt? Ich denke, es verhält sich eher gegenteilig. Obige Argumentationsspirale führt in die Irre. Eine frustrierende Suche nach Antworten! Das menschliche Sinnstreben wird nicht befriedigt und darum ins Unbewusste verdrängt (Apropos Unbewusstes: Die U-Bahn ist das Unbewusste einer Stadt. Vergleiche U-Bahnen kapitalistischer Städte mit jenen sozialistischer Städte...) Viele Fetische und Perversionen werden durch diese Geld-Logik verursacht. Oder denkt irgendjemand ernsthaft, Perversionen kämen aus dem Nirgendwo? Ist es ein natürlicher Trieb, sich oder andere zu quälen? Zusammengefasst: Sexualisierung ist ein Mittel des Klassenkampfes von oben her. Das "Anfixen" der niederen Schichten pflanzt jene Komplexe ein, welche "Potenz" (Macht) zur Maxime erheben, damit Menschen sich freiwillig in den Produktionsprozess integrieren lassen, da ihnen dies als Weg zur "Potenz"-Gewinnung suggeriert wird. Ich habe Filme gesehen, in denen Sie Kaviar fressen... Aber so kaputt, das auch klingt, es geht dabei eigentlich nur um Intimität. Das ganze ist eigentlich eine lächerliche Sache: Wenn die auch nur ein einziges Mal in der Woche einen Kaffee trinken gehen könnten mit einer offenherzigen Frau, dann hätten sie womöglich den grössten Teil ihres Seelenfriedens zurück, und solche Dinge nicht mehr nötig. Es braucht also weder Geld noch Orgien, sondern Solidarität in der Gesellschaft.
JOIN ME IN DEATH
Liebe sollte lebensbejahend sein, aber viele Menschen können Lust nur noch in tödlichen Dingen erfahren. Lacan entlarvte, dass unsere ganze heutige Architektur nekrophil ist (viele kalte Glasfassaden und Stahl). Wir verherrlichen den Tod.
Wieso ist der (unnatürliche) Tod ein so grosses Thema in den Medien? Es geht in diesen Zusammenhängen nur „binär“ um Leben oder Tod, nie um ein Dazwischen. Praktisch, Leben und Tod brauchen nämlich keine Seelsorge. Sie haben nichts mit der Religion zu tun, deren Kunde nur der Hin- und Hergerissene zwischendrin ist. "Das Leben verlieren ist keine grosse Sache; aber zusehen, wie der Sinn des Lebens aufgelöst wird, das ist unerträglich." Albert Camus Hier verläuft die geheime Trennlinie zwischen High- und Low-Kultur: Man kann es daran messen, wie blatant der Tod behandelt wird. Die hohe Literatur ist voll leidender Menschen in auswegslosen Situationen (Geschichten die Leser mit frustriertem Sinnstreben gerne Lesen, weil dem kapitalistischen Alltag alles Poetische, also auch Dramatische, abhanden gekommen ist.) Währenddessen verleugnen die Mainstream-Medien alles, was zwischen Leben und Tod liegt. Und banalisieren dadurch beides. Das ist auch der Grund, weshalb alles Leben so heilig gehalten wird, und man aussichtlose Fälle am Leben (und Leiden) hält: Um das Dazwischen zu verleugnen, die Depression, Schizophrenie, Verzweiflung, wo der wahre Tod liegt. Jeder, der schlimme Depressionen oder Krankheiten kennt, weiss, dass der Tod bei weitem nicht die hässlichste Sache ist, sondern das Leiden. Andre Malraux: Il n'y a pas de mort. Il y a seulement moi qui vais mourir." Totenkopfmotive prangen auf Hiphop-Jacken als eine Art sinnlos gewordenes Momento Mori, das nicht mehr auf die allgemeine Sterblichkeit des Menschen verweist, sondern nurmehr auf die Sterblichkeit des Individuums - was den Konsum ankurbeln soll und ein gedankenfreies, hemmungsloses Leben ohne Zögern gutheisst. Wer tiefer nachdenkt, bei dem sollte ein Memento Mori aber anders wirken, denn er hat keine Angst vor dem individuellen Tod, zumal er weiss, dass der Tod hier eine Gnade ist, und stattdessen versucht, den allgegenwärtigen seelischen Tod zu besiegen.
PÄDOPHILIE
Es gibt wohl schon echte Pädophile, doch die auffällig laute Angstmacherei um sie ist dennoch irrational. Eigentlich ist diese Angst eine Projektion der Erwachsenen in die Kinder, weil diese Erwachsenen selber geschändet wurden, und zwar von unserem seelenverkrüppelnden System.
Was für positive Effekte hat es in unserer Kultur, erwachsen zu sein? Die Möglichkeit, nach 22 Uhr fernzusehen? Mehr Sachwissen und mehr Disziplin zwar, aber nicht mehr Weisheit - eher weniger. "Seid wie die Kinder" sagte Jesus. Die unschuldige Neugier und alles Lebendige wird aber zugeschnürt durch Angst. Der wahre Missbrauch geschieht versteckt und viel breitflächiger: In einem Wirtschaftssystem, in dem alles käuflich ist, sind Kinder der letzte "Besitz"... Der übertriebene Schutz vor Missbrauch gerät unter solchen Umständen selbst zum Missbrauch. Bis zu 10 Prozent der Kinder stammen eh nicht von ihrem deklarierten Vater, und niemand gehört niemandem! Nur sich selbst und der Gemeinschaft. Im Neuschweizer Staat sind Kinder jedermanns Kinder und jeder ist jedem ein Freund, kein Tod mehr und keine Einsamkeit, keine Herrschaftsverhältnisse und Nationalitäten, keine Privatbesitztümer, kein Zwang, dieselben Fehler immer und immer wieder zu repetieren, sondern das Illusionsgebilde "Persönlichkeit" wird sich auflösen. Ein System also, wo niemand durch die Maschen fällt. Aber die Utopie wird nie wahr werden, solange wir die Angst vor dem Fremden auf der Strasse schüren, vor dem schwarzen Mann und seinen betäubenden Süssigkeiten, während wir die betäubenden Süssigkeiten des Kapitalismus begierig schlucken, und der Grossteil dieser Missbräuche eigentlich innerhalb der Verwandtschaften und Bekanntschaften geschieht. Der Kinder-Projektionswahn ist ein deutliches Zeichen für die allgegenwärtige Lebensverschiebung - genauso wie der Traum, erst als Rentner endlich das Leben geniessen zu wollen.
EREKTIONSSTÖRUNGEN
Wir gehen dagegen mit Pillen vor... Die Ursache liegt auch hier oft tiefer: In der allgemeinen Fragmentierung unseres Bewusstseins, immer nur Teilprobleme statt Zusammenhänge zu betrachten. Männer betrachten zunehmends nur bestimmte weibliche Körperteile isoliert, anstatt ihr ganzes Wesen zu studieren und zu schätzen. Man sieht nicht mehr das Dazwischen, das die Welt zusammenhält, die nur noch aus Modulen zu bestehen scheint.
BORDELLE
Zur verkürzten, gerafften, entstellten Sexualität gehören auch Bordelle. Eine Verletzung nicht nur der Frauen, sondern auch der meisten Männer. Männer, die keinen Respekt vor Frauen haben, werden abgezockt von Männern, die noch weniger Respekt vor Frauen haben. Je mehr Respekt man also vor den Frauen hat, desto stärker wird man in der käuflichen Liebe zur Kasse gebeten, weil es paradoxerweise mehr kostet, eine Stunde mit einer Mätresse nur zu reden, als von einer Hafenhure in dieser Zeit das ganze Programm zu bekommen. So muss die Moral immer tief bleiben, da nicht alle sich Moral leisten können... Unverbindlich zur Körperlichkeit kommen, und dennoch ein einigermassen hehres Bild von der Liebe aufrechterhalten können, ist schwierig... Die meisten Zuhälter sind Primitivlinge, denen man es nicht verübeln kann, weil sie aus schwierigen Verhältnissen kamen, und sich "hochboxen" mussten. Man kauft sich als Freier einen Anteil an der Schamlosigkeit des anderen. Gewissermassen ist dann es so: Eine soziale Ungleichheit von gestern versucht sich heute auf fragwürdige Art und Weise auszuebnen.
GESCHLECHTERROLLEN
Es wird ein abstossendes Spiel gespielt, das Liebe mit Geld und Status vergällt, schlimmer als zu feudalen Zeiten. Diese Frauen wollen angesehen werden, sonst sind sie beleidigt, aber wenn man sie dann ansieht, sind sie belästigt. Und um eine zu bekommen, darf man es nicht nötig haben... Die heutigen Frauen haben kein Herz. Sie haben auch keinen Verstand. Alles ist Inuition. Sie funktionieren aus dem Bauch heraus. Weil unsere Kultur dies so haben will. Wenn man jedoch bedenkt, wie arbiträr Geschlechterrollen sind, erscheinen diese Spielchen eitel und jedes reflektierenden Geistes unwürdig: Im Mittelalter war Reiten Männersache, heute ist es ein Kleinmädchentraum. In Ägypten verrichteten Frauen ihr kleines Geschäft stehend usw. Es gab bestimmt auch Kulturen, in denen sich die Frauen um die Männer bemühen mussten, und diese dann ein Gehabe aufführten. Wozu also? Es ist nichts als bourgeois. Alle Geschlechtervorurteile sind entweder haltlos, oder gründen einzig auf der anderen Sozialisierung der Frauen. Frauen erscheinen beispielsweise schwach, dabei sind sie stark - stark genug, sich Schwächen zu erlauben.
HOMOSEXUALITÄT
Alle sind sehr bestrebt, nicht als homosexuell gesehen zu werden, neutrale Männerfreundschaften laufen "Gefahr", als homosexuell zu gelten, so überdeckt man kollegiale Zuneigung oft mit einer Art freundschaftlicher Aggression, Schaukämpfe, harte Sprache usw.
Es gibt viele Männer, die sich falsch als homosexuell glauben, nur weil sie beispielsweise die Fantasie haben, Fellatio auszuüben. Dabei entstammt diese Fantasie den Trieben fast jedes Säugetiers, es ist die Art, wie Tiere sich selbst befriedigen, bloss können das die meisten Männer nicht selbst. Bei einer ganzen Reihe Homosexueller verrät sich diese Pseudo-Homosexualität durch ihren weitverbreiteten Jugendwahn, denn es ist vom Gedanken her wesentlich leichter, den jungen männlichen Körper auf diese Art zu begehren. In alten asiatischen Kulturen gab es nur homosexuelle und heterosexuelle Handlungen, die Handelnden selbst nannte man nicht so, nur die Akte. Niemand wurde festgelegt und in Kategorien eingegrenzt.
PORNOGRAFIE
Pornografie ist nur ein Mittel, um über den Strom zu kommen. Zunehmends wird sie aber als die Sache selbst gepriesen, obschon verlogen. Auch den Packungen steht "ungeschnitten“, dabei sind die Frauen rasiert und die Männer beschnitten. Derart oberflächliche Pornografie hat von unserer Sexualität Besitz ergriffen. Nicht umsonst sind diese Filme voll mit Blowjobs, in unserer Kultur so beliebt. Es ist eine Callcenter- und Berater-Gesellschaft, in der man einzig über den Mund zum Erfolg kommen kann - Wir sind Konsumenten und Redner.
Ernesto Cardenal
gefragt nach seinem weg
zum dichter zum priester
und zum revolutionär
gab als erstes an
es sei
liebe zur schönheit gewesen
diese habe ihn
zur poesie geführt
(und darüber hinaus)
sie habe ihn
zu gott geführt
(und darüber hinaus)
sie habe ihn
zum sozialismus geführt
(und darüber hinaus)
wie schwach muss eine liebe sein
die nichts als schöner wohnen will
wie gering eine liebe zur poesie
der schon im text genug getan ist
wie klein eine liebe zu gott
die in ihm satt wird
und nicht hungriger

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